In einer Zeit, in der bewusste Ernährung immer wichtiger wird, erobern Sprossen und Microgreens die Küchen gesundheitsbewusster Menschen im Sturm. Als ganzheitliche Ernährungsberaterin erlebe ich häufig, wie Menschen nach einfachen und effektiven Wegen suchen, ihre Nährstoffversorgung zu optimieren. Sprossen bieten genau das: Maximale Nährstoffe bei minimalem Aufwand. Sie sind echte Nährstoffbomben, und dabei so einfach selbst anzubauen, dass du nicht mal einen grünen Daumen brauchst. Sie wachsen das ganze Jahr über in deiner Küche, brauchen kaum Platz und liefern dir frische Vitamine direkt vom „Beet“ auf den Teller.
In diesem Artikel erfährst du, warum diese Mini-Pflanzen so gesund sind, wie du sie zuhause unkompliziert ziehst, worauf du achten musst und was du daraus zaubern kannst. Außerdem bekommst du zwei einfache Rezepte, mit denen die frischen Keimlinge zum Star auf deinem Teller werden.
Was sind Sprossen und Microgreens?
Sprossen entstehen, wenn Samen zu keimen beginnen und sich die ersten Wurzeln und Blätter entwickeln, also im Prinzip wenn Samen zu Keimlinge werden. Sie werden typischerweise nach 3-7 Tagen geerntet, zum Beispiel Mungbohnen-, Linsen- oder Radieschensprossen. Du isst sie komplett mit Wurzel, Stängel und Keimblättern. Sie wachsen in einem Glas ohne Erde oder Substrat, meist nur mit Wasser.

Microgreens (auch „Mikrogrün“ genannt) hingegen sind junge Gemüse- und Kräuterpflanzen, die nach 7-21 Tagen geerntet werden, wenn sie ihre ersten echten Blättchen entwickelt haben, indem sie meist knapp über der Wurzel abgeschnitten werden. Sie sind größer als Sprossen und haben oft intensivere Aromen. Anders als Sprossen wachsen sie in einem flachen Behälter mit Erde, Watte oder auf einem anderen Substrat. Das bekannteste Microgreen kennst du bestimmt schon, und zwar die Kresse. Weitere typische Sorten sind Sonnenblume, Erbsen oder Rucola.

Der entscheidende Unterschied liegt also im Entwicklungsstadium: Sprossen nutzen noch die im Samen gespeicherte Energie, während Mikrogrün bereits Photosynthese betreibt und eigene Nährstoffe produziert.
Welche Sorten lohnen sich besonders?
Jede Sorte bringt ihren eigenen Geschmack mit – von mild und nussig bis hin zu würzig-scharf – und liefert eine geballte Ladung an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen.
Milde und nussige Sorten 🥜
Alfalfa: Die Klassiker unter den Sprossen überzeugen mit ihrem milden, leicht nussigen Geschmack. Sie sind reich an Vitamin K, Folsäure und Saponinen, die den Cholesterinspiegel natürlich regulieren können.
Mungbohnen: Besonders in der asiatischen Küche beliebt, bieten diese knackigen Sprossen viel Protein, Vitamin C und B-Vitamine. Sie sind ideal für Wok-Gerichte und Salate. Die sogenannten „Sojasprossen“ stammen meist von Mungbohnen, nicht von Sojabohnen. Der Name kommt aus der asiatischen Küche, wo ursprünglich auch Sojabohnen gekeimt wurden, heute aber überwiegend Mungbohnen verwendet werden, weil sie milder und zarter sind.
Linsen: Mit ihrem erdigen, leicht pfeffrigen Geschmack sind Linsensprossen wahre Protein-Bomben. Sie enthalten alle essentiellen Aminosäuren und sind besonders für Vegetarier und Veganer wertvoll. Rohe Linsen sind normalerweise schwer verdaulich und enthalten natürliche Antinährstoffe wie Phytinsäure (kann Nährstoffaufnahme hemmen). Durch das Keimen werden diese Stoffe weitgehend abgebaut, so werden Linsen auch roh verzehrbar.
Sonnenblumenkerne: Mit ihrem nussig-süßlichen Geschmack sind sie besonders bei Kindern beliebt. Sie liefern hochwertiges Protein, Vitamin E und gesunde ungesättigte Fettsäuren.
Würzige und scharfe Sorten 🌶️
Radieschen: Diese kleinen Scharfmacher bringen Würze in jedes Gericht. Sie sind reich an Senfölen, die antimikrobielle Eigenschaften haben und das Immunsystem stärken.
Kresse: Mit ihrem charakteristisch scharfen, pfeffrigen Geschmack sind Kresse wahre Vitamin-C-Bomben. Sie unterstützen die Eisenaufnahme und stärken die Abwehrkräfte.
Rucola: Diese würzigen Sprossen bringen den typischen Rucola-Geschmack in konzentrierter Form. Sie enthalten viel Folsäure und Vitamin K für starke Knochen.
Besonders gesundheitsfördernde Sorten 💪
Brokkoli: Diese milden Sprossen sind wahre Gesundheits-Champions. Sie enthalten bis zu 50-mal mehr Sulforaphan als ausgewachsener Brokkoli – ein potenter Zellschutzstoff.
Rotkohl: Mit ihrer schönen violetten Farbe und dem milden Kohlgeschmack sind sie nicht nur optisch ansprechend, sondern auch reich an Anthocyanen, die als natürliche Antioxidantien wirken.
Es gibt noch viele mehr Samen die du keimen lassen kannst, wie zum Beispiel Erbsen, Senf, Bockshornklee, Buchweizen, Grünkohl, Koriander, Chia, Kichererbsen (nur gedünstet essen)…
Wichtig zu wissen: Nicht alle Samen eignen sich für Sprossen oder Microgreens. Manche Pflanzen bilden in der Keimphase giftige Stoffe. Dazu gehören z. B. rohe Gartenbohnen (Phaseolin, Phasin) oder Nachtschattengewächse wie Tomaten, Auberginen oder Kartoffeln, deren Keimlinge giftig sind. Verwende deshalb immer nur Saatgut, das ausdrücklich für den Sprossen- oder Microgreen-Anbau geeignet ist.
Gesundheitliche Vorteile: Warum Sprossen echte Superfoods sind
1. Nährstoffdichte auf höchstem Niveau
Während des Keimprozesses explodiert die Nährstoffdichte förmlich. Enzyme, Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien schießen in die Höhe. Studien zeigen, dass Sprossen teilweise das 5-30-fache an Vitaminen enthalten im Vergleich zu den ungekeimten Samen. Vitamin C kann um bis zu 600% ansteigen, B-Vitamine um 200-500%.
2. Verbesserte Bioverfügbarkeit
Durch den Keimprozess werden komplexe Nährstoffe aufgespalten und für den Körper leichter verfügbar gemacht. Proteine werden zu Aminosäuren, Stärke zu einfachen Zuckern und Mineralien werden von inhibierenden Stoffen befreit.
3. Unterstützung der Verdauung
Sprossen enthalten natürliche Enzyme, die die Verdauung unterstützen und die Nährstoffaufnahme verbessern. Gleichzeitig werden komplexe Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette in leichter verdauliche Bestandteile umgewandelt, sowie schwer verdauliche Stoffe wie Phytinsäure abgebaut. Das entlastet deinen Darm.
4. Stärkung des Immunsystems
Die hohe Konzentration an Antioxidantien, Vitamin C und sekundären Pflanzenstoffen macht Sprossen zu wertvollen Verbündeten für ein starkes Immunsystem. Besonders Brokkoli-Sprossen mit ihrem hohen Sulforaphan-Gehalt zeigen beeindruckende immunstärkende Eigenschaften. Eine tägliche Portion verschiedener Sprossen kann das Immunsystem nachhaltig stärken.
5. Unterstützung der Entgiftung
Viele Sprossen enthalten schwefelhaltige Verbindungen, die die körpereigenen Entgiftungsprozesse unterstützen. Diese Stoffe aktivieren Enzyme in der Leber, die beim Abbau von Schadstoffen helfen, besonders Brokkoli und Radieschen. Sie sind somit ideale Begleiter bei Detox-Kuren.
6. Regulation des Blutzuckerspiegels
Durch ihren niedrigen glykämischen Index und die enthaltenen Ballaststoffe können Sprossen dabei helfen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren. Besonders Linsen- und Mungbohnen-Sprossen zeigen positive Effekte auf den Glukosestoffwechsel.
7. Unterstützung bei vegetarischer/veganer Ernährung
Sprossen liefern hochwertige Proteine und B-Vitamine, die bei pflanzlicher Ernährung besonders wichtig sind. Linsen-, Mungbohnen- und Sonnenblumenkern-Sprossen sind hier besonders wertvoll.
Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Sprossen und Microgreens selbst zu ziehen ist nicht nur gesund, sondern auch:
- Kostengünstig: Ein Kilogramm Keimsaat ergibt etwa 6-8 kg Sprossen und reicht für Wochen
- Umweltfreundlich: Keine langen Lieferketten, keine Verpackung (außer die der Samen).
- Ganzjährig verfügbar: Unabhängig von Saison und Wetter immer frisch
- Platzsparend: Einfach direkt von deiner Fensterbank oder Küchentheke
- Ressourcenschonend: Minimaler Wasser- und Energieverbrauch
- Ohne viel Arbeit: Kein Unkraut jäten, keine Gartenarbeit. Nur Wasser, Licht und etwas Geduld

So ziehst du Sprossen und Microgreens zuhause
Das brauchst du:
- Für Sprossen:
Ein Keimglas oder ein spezielles Sprossenglas. Wenn du ganz simpel starten willst, dann nimm einfach ein leeres, sauberes Gurkenglas
Einen Deckel mit Löchern oder ein Siebdeckel
Wenn du schon geübter bist und größere Mengen herstellen willst, eignet sich ein Sprossenturm
- Für Microgreens: Flache Schale oder Microgreen-Anzuchtset und Substrat (z.B. Anzuchterde, Kokosfaser, Watte, Hanfpads…)
- Saatgut in Bio-Qualität (keine normalen Gartensamen, die können chemisch behandelt sein)
- Sauberes, kalkarmes Wasser
Schritt-für-Schritt Anleitung für Sprossen im Keimglas:
- Samen (1-2 EL) in ein Keimglas geben und mit der dreifachen Menge Wasser übergießen. Lass sie über Nacht einweichen (je nach Sorte 6–12 Stunden).
- Einweichwasser abgießen und gut abspülen (durch den Siebdeckel). Lass das Wasser vollständig ablaufen und stelle das Glas schräg mit der Öffnung nach unten auf.
- Zweimal täglich (morgens und abends) mit frischem Wasser spülen, schwenken und abtropfen lassen.
Glas bei Zimmertemperatur stehen lassen, nicht in die direkte Sonne stellen. - Je nach Sprossensorte nach 3–7 Tagen ernten. Es sollte sich eine Wurzel gebildet haben und die Sprossen sollten frisch riechen.
- Danach kommt das Keimglas in den Kühlschrank, die Sprossen sollten innerhalb paar Tage verzehrt werden. Vor dem Verzehr noch einmal kurz spülen.
- Das Glas nach der Verwendung gut säubern bis zum nächsten Sprossenanbau
Schritt-für-Schritt für Mikrogreens:
- Eine flache Schale mit dem Substrat füllen.
- Samen dicht aufstreuen, leicht andrücken und dünn mit Erde bedecken (außer Lichtkeimer wie Rucola).
- Erde immer leicht feucht halten, nicht zu nass. Am besten mit einer Sprühflasche besprühen.
- Nach 7–14 Tagen, wenn sich die ersten Blättchen zeigen, mit einer Schere oder Messer knapp über der Erde abschneiden.
Du kannst hier immer nur nach Bedarf ernten, so bleiben deine Microgreens immer frisch und der Nährstoffgehalt hoch.

Keine Sorge bei kleinen Härchen: Viele Keimlinge, vor allem bei Microgreens wie Erbsen oder Sonnenblumen, entwickeln feine weiße Härchen an den Wurzeln. Das ist kein Schimmel, sondern sogenannte Wurzelhaare, die der Pflanze helfen, Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Echten Schimmel erkennst du daran, dass er watteartig wirkt, unangenehm riecht und sich nicht nur an den Wurzeln, sondern auch an den Stängeln ausbreitet.
Häufige Fehler vermeiden
- Zu viele Samen verwenden: Dies führt zu schlechter Belüftung und Schimmelbildung
- Unzureichende Hygiene: Nur mit sauberen Händen und Utensilien arbeiten
- Unregelmäßiges Spülen: Sprossen und Microgreens benötigen konstante Feuchtigkeit
- Staunässe: Stelle dein Keimglas immer schräg hin und schütte bei den Microgreens überschüssiges Wasser ab
- Falsche Lagerung: Nach der Ernte gehören Sprossen in den Kühlschrank. Entsorge alle Sprossen bei ungewöhnlichem Geruch oder Aussehen
- Verwendung behandelter Samen: Nur hochwertige Bio-Keimsaat verwenden
Vielfältige Verwendung in der Küche
Sprossen und Microgreens sind ideal für:
- Salate und Rohkost-Gerichte
- Sandwiches, Wraps und belegte Brote
- Smoothies
- Bowls
- Als Garnitur für Suppen und andere warme Gerichte (erst nach dem Kochen hinzufügen)
- Gedämpft oder kurz angedünstet als Beilage (z.B. Kichererbsensprossen)

Vorsicht: Schwangere und immungeschwächte Personen sollten Sprossen vor dem Verzehr erhitzen.
Rezeptidee 1: Rohkost-Cracker mit Sprossen

Zutaten:
- 150 g Sonnenblumenkerne
- 50 g Leinsamen
- 1 kleine Karotte, fein gerieben
- 1 Handvoll frische Sprossen (z. B. Alfalfa oder Radieschen)
- 2 EL Tamari oder Sojasauce
- 100 ml Wasser
- Gewürze nach Wahl (z. B. Kurkuma, Paprika, Kräuter)
Zubereitung:
- Sonnenblumenkerne und Leinsamen für 2 Stunden in Wasser einweichen, abgießen.
- Alles mit den restlichen Zutaten im Mixer zu einer formbaren Masse pürieren.
- Dünn auf einer Dörrfolie oder einem Backpapier ausstreichen.
- Bei 42 °C im Dörrautomaten oder im Backofen (niedrigste Stufe) mit leicht geöffneter Tür ca. 8–10 Stunden trocknen lassen.
Oder auch an heißen Sommertagen in die Sonne legen. - In Stücke brechen und luftdicht lagern.
Die Cracker schmecken pur oder mit einem Dip, und die frischen Sprossen geben einen extra Vitamin-Kick.
Rezeptidee 2: Frischer Sprossensalat mit Zitrone und Kräutern

Zutaten (2 Portionen):
- 200 g gemischte Sprossen (z. B. Mungbohnen, Alfalfa, Radieschen)
- 1 kleine Gurke, gewürfelt
- 1 Handvoll Kirschtomaten, halbiert
- 2 EL frische Petersilie oder Schnittlauch, gehackt
- 2 EL Olivenöl
- Saft einer halben Zitrone
- Salz und Pfeffer nach Geschmack
- Sprossen abspülen und gut abtropfen lassen.
- Gurke, Tomaten und Kräuter mit den Sprossen in einer Schüssel mischen.
- Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Pfeffer verrühren und über den Salat geben.
- Kurz ziehen lassen und frisch genießen.
Tipp: Schmeckt besonders gut als leichtes Mittagessen oder als Beilage zu gegrilltem Gemüse.
Fazit: Sprossen als Bereicherung für eine ganzheitliche Ernährung
Sprossen und Mikrogrün sind weit mehr als nur ein Trend, sie sind eine sinnvolle und nachhaltige Ergänzung für eine bewusste Ernährung. Mit ihrer außergewöhnlichen Nährstoffdichte, der einfachen Anzucht und vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten bereichern sie jeden Speiseplan. e sind günstig, vielseitig und in wenigen Tagen erntereif.
Als ganzheitliche Ernährungsberaterin empfehle ich meinen Klienten regelmäßig, Sprossen in ihre tägliche Ernährung zu integrieren. Sie sind ein einfacher Weg, die Nährstoffversorgung zu optimieren und gleichzeitig Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.
Beginne am besten mit einer oder zwei Sorten, die dir geschmacklich zusagen, und erweitere nach und nach dein Sprossen-Repertoire. Dein Körper wird es dir danken – mit mehr Energie, besserer Verdauung und einem gestärkten Immunsystem.
Hast du Fragen zur Integration von Sprossen in deine Ernährung? Wenn du lernen möchtest, wie du solche frischen Lebensmittel optimal in deinen Alltag einbaust und deine Ernährung so zusammenstellst, dass sie dich stärkt, helfe ich dir gerne.
Als ganzheitliche Ernährungsberaterin stehe ich dir gerne für eine individuelle Beratung zur Verfügung.
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